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Hormone hin, Hormone her

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Die Pille ist wohl das meist genutzte Verhütungsmittel überhaupt, auch ich habe mit 14 Jahren angefangen, sie zu nehmen. Wie viele Mädchen auch, wurde meine Haut um einiges schöner, der positive Effekt der Pille. Doch sie hatte auch einen negativen Affekt, ich nahm einiges an Gewicht zu und mein Hungergefühl war irgendwie ständig präsent. Die Pille war leicht und praktisch, vorausgesetzt man nimmt sie auch regelmäßig ein, was bei mir eher nicht der Fall war. Ich war ziemlich vergesslich und es kam immer wieder vor, dass ich sie mal gar nicht genommen habe oder dann sogar zwei an einem Tag. Ich hatte Glück und es ist nie etwas passiert, aber es wurde mir einfach zu gefährlich und so wechselte ich zum Verhütungspflaster. Damit wollte es auch nicht so recht klappen, denn ständig löste sich eine Ecke und ich musste es einfach viel zu oft wechseln. Vertrauen habe ich gegenüber dem Pflaster auch nicht so recht aufgebaut. Es kam mir noch unsicherer vor als die Pille. 

Achterbahn fahrt der Hormone

Nach nur kurzer Zeit stieg ich um auf den Verhütungsring. Dieser war mir um einiges lieber, denn ich konnte ihn nicht so leicht vergessen wie die Pille und ich so leicht verlieren wie das Pflaster konnte ich ihn auch nicht. Was sich jedoch bemerkbar machte, war, dass sich mein Vaginalfluss veränderte und nicht mehr so rein war wie davor. Auch mit dem Gewicht hatte ich immer noch zu kämpfen, selbst als ich vermehrt auf die Ernährung achtete und mehr Sport machte, veränderte sich nicht an meinem Körper. Nach vier Jahren Ring hatte ich keine Lust mehr auf Hormone. In den ersten drei Monaten habe ich gar nichts von meinem sogenannten Entzug bemerkt. Doch lange ließen die ersten Symptome nicht auf sich warten. Meine Haut wurde extrem schlecht und ich probierte mit verschiedenen Cremes und Medikamente es wieder auszugleichen, ganz so gut wie mit der Pille funktionierte es natürlich nicht, aber es war absolut okay für mich mit ein paar Pickel mehr, mal weniger zu leben. Relativ leicht habe ich auch die 2 kg verloren, die ich während meiner Hormontherapie nie losgeworden bin. Man spürte und fühlte richtig, dass die Hormone aus dem Körper verschwanden und die Wassereinlagerungen weniger wurden, das hatte auch zur Folge, dass meine Brust in sich zusammen fiel.

Entzugserscheinungen in allen Ecken

Nach diesen ersten körperlichen Anzeichen merkte ich, dass sich auch psychisch etwas bei mir tat. Ich war plötzlich ohne Grund unfassbar müde. In der Arbeit hatte ich damit extrem zu kämpfen. Es ist mir sogar passiert, dass ich einfach eingeschlafen bin vor dem PC in der Arbeit. Es war furchtbar, mir ging es absolut nicht gut und ich musste mich von allem etwas distanzieren. Erst nach einem halben Jahr merkte ich dann schlussendlich, dass es wieder bergauf ging. Seelisch und körperlich ging es mir wieder viel besser und ich fühlte mich wieder wohler in meiner Haut. Seit ich aufgehört habe, meinem Körper mit zusätzlichen Hormonen voll zu stopfen, habe ich das Gefühl, dass ich mich selbst erst wieder richtig kennenlernen muss. Mit den Hormonen schwankte meine Stimmung immer sehr stark vor allem kurz vor der Periode. Ich erlebte regelrechte Heulkrämpfe, die aus dem Nichts einfach so ausbrachen. Oft habe ich mich dann gefragt, wieso ich jetzt eigentlich geweint habe und woher es kam. Richtig nachvollziehen konnte ich es damals nie.

Verhütung geht auch anders

Ohne Hormone musste ich mir natürlich auch eine andere Verhütungsmethode überlegen und gemeinsam mit meinem Freund sind wir auf das klassische Kondom um gestiegen. Da ich meine Tage immer regelmäßig habe und der Zyklus immer bei 27 Tagen liegt, konnte ich mir auch ganz leicht meinen Eisprung ausrechnen. Somit weiß ich wann meine fruchtbareren Tage sind und wann nicht. Da ich meinen Körper von den künstlichen Hormonen befreit habe, habe ich mir gedacht, dass ich nun auch noch etwas für meine Vagina tun kann, und habe mit Tampons aufgehört. Ich bin wieder auf die Binde umgestiegen, weil es viel besser ist für die Scheidenflora, denn durch die Tampons trocknet sie um einiges stärker aus und man ist anfälliger für Scheidenpilze.

Ein Schlussstrich

Ich persönlich werde nie wieder zusätzliche Hormone in meinen Körper lassen, wenn es nicht aus irgendwelchen medizinischen Gründen absolut notwendig ist. Hormone stellen einiges mit unserem Körper an. Das Thromboserisiko ist zum Beispiel enorm groß, selbst wenn man sich gesund ernährt und nicht raucht. Aus diesem Grund bin ich stets mit Stützstrümpfen gereist, weil es mir einfach viel zu unsicher war ohne ihnen. Auch unsere Charakterzüge bleiben nicht verschont. Hormone greifen unbemerkt in unsere Psyche ein. Es werden einfach einige unserer Teile an andere Stellen platziert ohne das wir es wissen und mitbekommen. Es ist und bleibt ein Eingriff in unserem Sein und darüber sollte man sich auf alle Fälle bewusst sein, bevor man mit hormonellen Verhütungsmittel anfängt.

Clara (28 Jahre)

LocationsHormonzirkus

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