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Vom Tierarzt zum Künstler – Von Vulven-, Penissen- und anderen Genitalabformungen

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Diese Woche war Mirko Hecht von ehemals „ishowflag“ bei mir im Podcast zu Gast. Warum ehemals? Mirkos Account wurde von Instagram gelöscht! Dabei hatte er schon über 17.000 Follower*innen und hat lediglich Bilder seines Kunstprojekts gepostet. Mirko macht mit Gips realitätsgetreue Abformungen des Genitalbereichs und dies schon seit mittlerweile über sechs Jahren. Jetzt ist er mit seinem Account „ishowflag_isback“ zurück und will mehr denn je nicht nur für sein Kunstprojekt arbeiten, sondern auch die genitale Vielfalt feiern. Hier könnt ihr einen Auszug der aktuellen Podcastfolge (Folge 9 – Gips die Vulva – Dein intimster Abdruck) nachlesen.

Magdalena: Viele werden sich jetzt wahrscheinlich dann auch fragen: Wie jetzt? Vulvenabdrücke, Genitalabdrücke? Wie kann man sich das vorstellen?

Mirko: Ja das ist eine gute Frage. Also ich mache wirklich detailgetreue Abformungen des Intimbereichs. Das kann man sich so vorstellen wie beim Zahnarzt ein Zahnabdruck gemacht wird. Ich benutze die gleiche Masse, das ist Algenat. Die wird auf die Vulva aufgetragen und zum Stabilisieren kommen noch Gipsbinden darüber. Das ist dann die Negativform, die dann mit speziellem Gips ausgegossen wird. Und davon habe ich jetzt mittlerweile über 500! Ich habe auch schon einige Ausstellungen gemacht, bei denen ich die Diversität und Einzigartigkeit der Vulva darstellen kann. Es sind Gipsskulpturen mit einem Originalabbild der Vulva.

Magdalena: Wie läuft sowas ab? Wie kommen denn die Menschen auf dich? Du hast ja gesagt, du machst nicht nur Vulvenabdrücke sondern auch andere Geschlechter!

Mirko: Ja, in der Anfangszeit war die Akquise etwas schwieriger. Man muss sich vorstellen, wenn gerade ein männlicher Künstler – egal auf welchem Kommunikationskanal – auf Frauen zugeht oder Menschen mit einer Vulva,  und dann fragt, ob man diese Abformen dürfte für ein Kunstprojekt, dann ist das natürlich etwas schwierig. Nach den ersten dutzend war es über persönliche Empfehlungen und dann habe ich gewagt, mich auf einer Plattform (joyclub.de) anzumelden, um diese Kunst ein wenig publik zu machen. Das hat sehr gut funktioniert. Vor allem hat dieses „Sichtbarmachen“ für mich einen sehr großen Wert bekommen. 

Magdalena: Ich glaube auch, dass es gerade deshalb, weil es so schambehaftet ist, alleine in unserem Sprachgebrauch „Schamlippen“ und „Schambereich“ es da ein bewusstes Hinsehen braucht. Und ich finde es schön, dass sich das damit so ein bisschen aufbrechen lässt. Die eigene Vulva oder das eigene Genital lässt sich dadurch ja nochmal völlig anders wahrnehmen und begreifen, weil ich die Abformung ja auch angreifen kann und aus einer Perspektive sehen kann, die ich sonst nicht hätte. 

Mirko: Genau das spiegeln mir sehr viele, die zum ersten Mal ihren eigenen Vulva-Abdruck in den Händen halten!

Bei den Abformungen hat man überhaupt keine Möglichkeit, Rückschlüsse zu ziehen. Man hat null Chancen anhand der Vulvenform abzulesen, wie alt jemand ist, wie der Körperbau aussieht, welche Hautfarbe die Person hat. Das macht es für mich auch so global, neutral und vor allem sehr schön, dass das Ganze rundherum wegfällt. 

Magdalena: Du hast gesagt, du lebst mit deiner Frau und deinem Kind zusammen. Was sagt denn deine Frau zu deinem sehr speziellen Hobby oder Nebenberuf? 

Mirko: Es ist ein Hobby und eine Leidenschaft. Also meine Frau unterstützt mich seit wir uns kennen und ich habe das Projekt schon begonnen gehabt, als wir uns kennen lernten. Und nein, sie war keine ehemalige Teilnehmerin. Sie ist auch im Bildungsbereich tätig und wir verstehen uns auch als Einheit. Ich habe da absolute Rückendeckung von ihr. Mein Ziel ist einfach, eine Plattform zu bieten, um sich auszutauschen. Das ist denke ich das große Geheimnis.

Podcast und weitere Beiträge

Du möchtest den Podcast von Magdalena und Mirko hören oder noch mehr über Mirkos Arbeit erfahren? Hör den Podcast „sexologisch“ auf Spotify, Snitcher und Deezer – ab Mittwoch, 29.Juli 2020 – 7:00 Uhr. Folge Mirko auf Instagram (https://www.instagram.com/ishowflag_isback), schau auf seiner Webseite (www.ishowflag.com) nach oder check die Videos auf seinem YouTube Kanal (www.youtube.com/channel/UCLy66Bv-q-rArVTJP4mzQBg). Wenn du selbst Interesse an einem Gentalabdruck aus Gips hast, dann melde dich bei ihm per Email (info@ishowflag.com)oder über sein JoyClub Profil (www.joyclub.de/profile/2363987.bodycast.html).

Gastbeitrag von Magdalena Heinz

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