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Meine Freundschaft mit Elly oder wie du es nennst: Endometriose

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Viel zu viele Menschen unterschätzen die Schmerzen, die von der Endometriose verursacht werden. Sie können so stark sein, dass sie dich lähmen und strahlen in jeden Winkel deines Körpers. Nicht nur Freundinnen, Bekannte und Verwandte, nein selbst Ärztinnen können dieses Leiden schnell mal herunterspielen. Mimose, Weichei, Heulsuse wurde ich genannt und niemand von diesen Menschen hat nur ansatzweise das gefühlt, was ich fühle. „Stell dich nicht so an! So schlimm können die Schmerzen jetzt nun wirklich nicht sein!“ Als ich eines Morgens aufstand und aufs Klo ging, viel ich in Ohnmacht, weil hundert Millionen kleine Nadeln auf meine Blase einstachen. Sie waren schlimm! Schlimmer, als ihr denkt.

Blasenentzündung eine logische Diagnose 

Nachdem ich mich wieder etwas erholt hatte, ging ich zu meinem Hausarzt, da meine Frauenärztin keine Zeit hatte. Ich bekam die Diagnose Blasenentzündung. Tief in mir wusste ich, dass es keine Blasenentzündung war, denn ich kannte den Unterschied sehr genau. Trotzdem wurde ich mit Antibiotika nach Hause geschickt und wurde zwei Wochen später vorstellig bei meiner Frauenärztin. Dieser erklärte mir, dass ich eine Eierstockentzündung hatte und diese nun aufgrund der Antibiotika weggegangen ist. Mit dieser Diagnose gab ich mich schlussendlich dann zufrieden. Doch die Schmerzen kehrten jeden Monat immer wieder aufs Neue zurück. Somit war ich dann jeden zweiten Monat bei meiner Ärztin und bekam jedes Mal eine andere Erklärung für meine Schmerzen präsentiert. Mir wurde erklärt, dass ich den Eisprung extrem spüre, dass es stressbedingt ist und dass um meine Eierstöcke nicht genügend Wasser wäre. Geholfen haben mir diese Erklärungen nichts, denn sie zauberten mein Leiden nicht weg, stattdessen entwickelte ich eine panische Angst vor meinem Eisprung und den folgenden Schmerzen. Ich spielte wieder mit dem Gedanken die Pille zu nehmen, denn die hatte mir in der Jugend schon geholfen, diese Qualen durchzustehen. 

Bevor ich mit der Pille angefangen hatte, waren meine Schmerzen so stark wie jetzt. Auch damals konnte mir kein Arzt helfen. Mit vierzehn wurde mir dann der Blinddarm entfernt, mit der Hoffnung das Problem damit zu lösen. Gelöst wurde es durch diesen Eingriff nicht. 

Normal, ich kann es nicht mehr hören

Immer wieder bekam ich zu hören, dass diese Schmerzen normal seien. Ich dachte auch selbst, dass die Schmerzen, während dem Wasserlassen, ganz normal wären. Ich fing an, diesen Aussagen zu glauben, bis ich plötzlich ständig Blutungen hatte. Ich verlor das Vertrauen in meine Frauenärztin und könnte es einfach nicht mehr hören, dass alles normal sei. Von meinem neuen Hausarzt wurde ich an einen neuen Arzt überwiesen. Bei der ersten Untersuchung schon viel das Wort Endometriose. Ich war erleichtert, endlich sprach es jemand laut aus und versicherte mir das diese Schmerzen unter keinen Umständen normal seien. Ich bekam einen Termin bei einem Spezialisten, der mich über Endometriose aufklärte und meinen Möglichkeiten. Ich entschied mich für eine Operation, um endlich Gewissheit zu haben. Im Februar war es dann so weit und ich wurde operiert. 

Nach der Narkose wachte ich langsam auf und spürte einen Druck auf meinem Bauch, ich blickte hinab und sah vier Schnitte. Ich fing hemmungslos an, vor Freude, zu weinen. Diese Schnitte waren für mich wie eine Befreiung. Endlich hatte ich es schwarz auf weiß, dass ich nicht verrückt war. Ich rief sofort meine Mutter an und erzählte ihr, dass meine Schmerzen einen wahrhaftigen Grund haben und legitim seien. Ich war nicht verrückt, die Angst war nun Geschichte, doch dafür baute sich die Angst vor der Kinderlosigkeit immer stärker auf.

Herzlich willkommen in meiner Welt, Elly

Mein Arzt klärte mich über meinen Befund auf. Es waren Endoherde an meiner Blase, im Becken und auf den Eierstöcken gefunden worden. Auch eine Schokozyste wurde entdeckt und fürs Erste wurden mir die Eileiter nicht durchgeschwemmt. Mein Arzt legte es mir sehr ans Herz wieder mit der Pille anzufangen um die Abstände zwischen den Schmerzschüben zu vergrößern. 

Ich hörte mit dem Rauchen auf und nahm aufgrund der Empfehlung wieder die Pille, auch wenn ich absolut keine Freundin von ihr war. Ich hatte wieder die Hoffnung, dass die Schmerzen nun endlich Geschichte wären. Doch drei Monate später sitze ich hier und es hat sich nichts geändert. Neben meinen Schmerzen im Unterleib und der Blase, kämpfe ich nun auch verstärkt mit Kopfschmerzen und Brustspannungen. Ich fühle mich in meinem eigenen Körper nicht mehr zu Hause. Ich kämpfe nicht nur gegen die Schmerzen, sondern auch mit der psychischen Belastung, die die Endometriose mit sich bringt. Ich startete wieder mit meiner Therapie. Von meiner Therapeutin bekam ich den Rat meiner Endometriose einen Namen zu geben, um mich besser mit ihr zu verstehen. Doch von Anfang an stand die Freundschaft zwischen mir und Elly auf sehr wackeligem Untergrund.

Eine Freundschaft zerbricht

So sehr habe ich mich über die Diagnose damals gefreut, vor Freude habe ich geweint und war erleichtert und im Endeffekt geht es mir nicht besser. Meine Freundinnen haben zwar den Grund dafür akzeptiert, wieso ich oft Treffen kurzfristig absagen muss, weil ich vor Schmerzen nicht aufstehen kann, doch niemand versteht so recht, dass diese Qual mit einer Diagnose nicht einfach verpufft. Tag für Tag kämpfe ich. Ich stehe im Krieg mit meinem Körper, der sich stets mehr von mir entfremdet. Das hier kann nicht mehr mein Körper sein, denn mein Körper würde mich nicht so im Stich lassen, mein Körper würde mich beschützen und auf mich schauen. Im Grunde wäre genau ja das seine Aufgabe oder etwa nicht?

Hannah (23 Jahre)

LocationsAllgemein

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