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Adenomyose, mein unsichtbarer Feind

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Stell dir vor, jemand könnte das fühlen, was du fühlst, und endlich verstehen wie es dir geht. Stell dir vor, es würde dann niemanden mehr geben, der die Unterleibsschmerzen nicht mehr ernst nimmt.

Endometriose und Adenomyose sind weiterverbreitete Krankheiten und trotzdem bekommen die meisten Frauen ihre Diagnose erst nach ungefähr zehn Jahren. Viele Menstruationsschmerzen werden gerne mit diversen Medikamenten und Hormonen therapiert. Wirksam sind sie jedoch nicht immer. Das liegt daran, dass jede Frau, jeder Körper und jede Erkrankung niemals gleich ist. Gerne wird das vergessen! Doch ganz egal um welche Krankheit es sich auch handelt, jede von ihnen hat mehr als nur ein Gesicht und mehr als nur einen Namen! 

Alles ganz normal

Ich dacht, es ist so wie mit jedem Problem auf dieser Welt, man ignoriert es und somit existiert es nicht mehr. Jeden Tag bin ich aufgestanden und habe es mir schön geredet und nein es funktioniert nicht. Es funktioniert bei der Klimaerwärmung nicht und bei allen anderen Problemen auch nicht, also wieso sollte es dann ausgerechnet bei Adenomyose funktionieren? 

Zehn Jahre hat es gedauert, als ich meine Diagnose bekam. Meine Mutter, war die Erste, die mir bewusst machte, dass diese Schmerzen nicht normal sind. Ich habe sie immer brav ertragen, weil ich immer dachte, so ist es und damit muss ich leben, manche trifft es schlimmer und manche eben weniger schlimm. Für mich war es normal. Es war normal, vor Schmerz erstarrt im Bett zu liegen, zu heulen und sich vor Schmerzen zu übergeben. Von außen betrachtet würde eigentlich jeder sofort schreien: „Hier stimmt doch etwas nicht!“ Das Problem jedoch ist, wenn ein Arzt dich nicht ernst nimmt, dann fängt man an, die unnormalsten Dinge als ganz normal zu betrachten. Hätte ich wegen meines Umzuges nicht Frauenarzt gewechselt, dann hätte ich wohl noch immer keine Diagnose.

Schöne Aussichten waren das damals, mit denen ich mich dann erstmals für ein paar Tage ans Meer setzte. 

Ein verwuchertes Gestrüpp 

Bei meiner ersten Routineuntersuchung wurde mir meine „gesunde“ Gebärmutter schlagartig als ein verwachsenes und zerrissenes Organ am Ultraschall gezeigt. Zudem wurde mir auch zum ersten Mal erklärt, dass mein Uterus eine Herzform aufweist, die es zusätzlich noch erschwert schwanger zu werden. Für mich brach damit eine Welt zusammen. Die erste Empfehlung der Ärztin war, die Pille abzusetzen, da diese das Wachstum der Gewebefetzen beschleunigen konnte. Danach war ich zu nichts mehr fähig, außer zu weinen.

Ich möchte das hier nicht schön reden und für manche Ich möchte das hier nicht schön reden und für manche mag es übertrieben sein so zu reagieren, aber ich weinte tagelang. Ich war überfordert und konnte mit dieser Diagnose nichts anfangen. Ich fühlte mich kaputt. Kinder kann ich vermutlich keine bekommen, ein Traum, der drastisch zurückgefahren werden muss, und das mit 24 Jahren. Eine Therapie gibt es nicht, eine Heilung schon gar nicht. Schöne Aussichten waren das damals, mit denen ich mich dann erstmals für ein paar Tage ans Meer setzte.

Der Kampf um die Kontrolle

Nachdem ich die Pille abgesetzt hatte, brauchte mein Körper ein paar Monate, um sich wieder zu regulieren. Lange ließen die Schmerzen nicht auf sich warten. Stück für Stück nahmen sie meinen Körper wieder ein. An einem Tag zwangen sie mich ganz unerwartet in der Arbeit in die Knie. Ich saß wie versteinert auf meinem Sessel, schlang die Arme um meinen Unterleib und betete mit zusammen gebissen Zähnen dafür, mich nicht übergeben zu müssen.

Es war einer der leichtesten Schmerzanfälle bisher. Der schlimmste folgte ein paar Wochen danach. Langsam steigerten die Schmerzen von der Früh bis in den Abend hinein, ließen dann für ein paar Stunden nach und kehrten mit so einer Wucht zurück, wie ich es noch nie erlebt hatte. Mein Körper zitterte, ich schaffte es nicht mehr, mich zu bewegen, und musste mich jede Stunde mindestens einmal übergeben. Die Kontrolle wurde mir entzogen, ich hatte keine Macht mehr.

So oft musste ich Verabredungen absagen, weil ich mich vor Schmerzen nicht bewegen konnte. Die Menschen um mich herum wollten es nicht ganz verstehen und ich nahm es niemanden übel. Es ist schwer, sich etwas vorzustellen was man selbst noch nie erlebt hat. Ich kann nur immer wieder sagen, dass ich mich vor Schmerzen nicht mehr bewegen kann und kein Schmerzmittel dieser Welt kann das ändern.

Julia (25 Jahre)

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